
Seattle Grunge Rock
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Wie enstand der Grunge?
Der Begriff "Grunge", zu deutsch
"Schmutz, Dreck", tauchte erstmals Mitte
der 60er Jahre in der Rockmusik auf. Zunächst
eine Bezeichnung für den rauen und unsauberen
Klang von Bands wie Iggy Pop and the Stooges und The
Velvet Underground, entwick- elte sich in den 80er
Jahren eine eigene Stilrichtung, deren Wurzeln hauptsächlich
im Punkrock und Heavy Metal lagen. Seattle ist das
Zentrum dieser Bewegung, die sich abseits des Mainstreams
etabliert. Hier entstand unkonventionelle Musik, die
mit aller- hand Effekten experimentierte. Einige der
ersten Grubge-Bands waren Soundgarden, Green River,
The U-Men und The Melvins.
Die Mitglieder der Szene artikulierten
ihren Protest gegen die spießige und versnobbte
Gesellschaft, trugen selbst Flanellhemden aus Second-Hand-Läden
und erschienen "schmuddelig und ungepflegt".
Allerdings geschah das nicht aus dem Bewusstsein heraus,
eine neue Moderichtung zu begründen, das Holzfällerhemd
war vielmehr ein charakteristisches Kleidungsstück
für die Region um Seattle.
Der typische Klang des Grunge entstand
vor allem durch stark verzerrte Gitarren, har- monischen
Dissonanzen und Rückkopplungseffekte. Neu waren
die tiefergehenden Texte, die zu diesem Zeitpunkt
ein Merkmal der Rockmusik waren. Soziale Isolation,
der Wunsch nach Freiheit und gesellschaftliche Verhältnisse
waren elementare Themen. Häufig lag eine Perspektivlosigkeit
der Jugend zu Grunde. Auf der Bühne sahen sich
die Künstler nicht als Unterhalter, eher wollten
sie mit ihrem ekstatischen Gitarrenspiel die Menge
anheizen und die Musik ausleben. Sie lehnten eine
aufwändige und teuere Bühnenausstattung
ab und traten wie Amateurbands mit einfachem Equipment
auf.
Bekannte Vertreter dieser Musikrichtung,
die aufgrund ihres Ursprungs auch als Seattle- Sound
bezeichnet wird, waren Alice in Chains, Nirvana, das
Projekt Temple Of The Dog und Pearl Jam. Dabei setzte
jedoch jede Gruppe ihre eigenen Akzente. Während
Alice in Chains eher dem Metal zugewandt waren, tendierte
Nirvana mehr in Richtung Punk. Mother Love Bone war
eine weitere Grungeband, die teilweise - eher hardrockig
- nach Guns N' Roses klang.
Grunge verstand sich auch als "rotzigere"
Alternative zum mainstreamartigen "LA Rock",
(Bands aus Los Angeles), der noch vor der Grungewelle
eben Bands wie Guns N' Roses hervorbrachte. Um die
Bands besser vermarkten zu können, erfiand die
Musikindustrie damals den Sammelbegriff "Grunge".
Schnell entstand ein Hype, die Szene wurde zu- nehmens
kommerzialisiert und fand sich als Teil des Mainstreams
wieder. Aus der eins- tigen Subkultur wurde zeitweise
eine Massenbewegung. Selbst Bands, die eigentlich
nicht die musikalische Qualität besaßen,
um so erfolgreich zu sein, wurden zumindest für
kurze Zeit berühmt. Das charakteristische Flanellhemd
zeichnete nun einen echten Anhänger des Grunge
aus und wart gewissermaßen die Eintrittskarte
für die Szene. Damit befanden sich die Musiker
dort, wo sie eigentlich niemals hin wollten.
Viele Fans wehrten sich gegen die Kategorisierung
von Bands wie Mudhoney, TAD, und Screaming Trees.
Sie sahen im "Grunge" eben jene Vermarktungsstrategie
der Indu-. strie. Im Allgemeinen endete die Ära
des Seattle-Sounds mit dem Suizid von Nirvana-Frontmann
Kurt Cobain im Jahre 1994. Für einige Gruppen
war das der Grund, ihre Musikprojekte zu beenden.
Zwei Jahre später erschien eine Dokumentation
mit dem Titel "Hype!", die die Faszination
dieses Musikstil aus Sicht der Anhänger darstellt
und sich mit der Kommerzialisierung der Szene befasst.
Aus Nirvana entstanden später die Independent
Rock Band "Foo Fighters" mit dem Ex-Drummer
Dave Grohl als Lead- sänger. Bis heute sind Nirvana
jedoch ein wichtiger Bestandteil der Jugendkultur,
häufig um Rebellion und freies Denken zu symbolisieren.
Das Lebensgefühl der damaligen Zeit kann das
allerdings nicht wiedergeben.
Ähnliche "Verstrickungen"
gab es mit der Band Audioslave, die aus den - nachdem
Weg- gang des Sängers Zack de la Rocha - verbliebenen
"Rage Against The Machine" Mit- gliedern
und dem Ausnahmesänger der Grungeband Soundgarden
"Chris Cornell" ent- stand. Audioslave war
ebenfalls eine Band, die in stark in Richtung Independent
Ecke angesiedelt, und somit nicht mehr als Grunge
zu bezeichnen war. Inzwischen haben sich auch Audioslave
wieder aufgelöst. Chris Cornell begab sich 2009
mit seinem neuen Album in etwas seichteren Pop-Gefilde.
Es bestehen auch Gerüchte, dass es mit Sound-
garden zu einem Comeback kommen könnte.
Die Medien haben inwischen die begriffliche
Einengung gelockert und verkaufen experi- mentelle
Rockmusik nun als "Alternative Rock" oder
"Post Grunge". Pearl Jam und Alice in Chains
sind auch weiterhin aktiv, haben sich stilistisch
aber weiterentwickelt und ebenfalls vom "Grunge"
weg - mehr in Richtung Alternative
Rock - entfernt.
Mehr über Grunge sowie die wichtigsten
Bands erfahren Sie hier
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